Die Kraft der Idee
"105 Jahre Gründung und 25 Jahre Wiedergründung Ökumenische Bahnhofsmission Leipzig" - so stand es auf der Einladungskarte zur Jubiläumsfeier der Bahnhofsmission. Das sorgte bei Propst Giele für Irritationen, wie er selbst sagte. Aber eigentlich ist es ganz einfach: 1913 wurde die Bahnhofsmission gegründet und während des 2. Weltkrieges durch die Nationalsozialisten geschlossen. 1945 wurde sie wiedereröffnet mit der Hauptaufgabe Flüchtlinge zu betreuen. Bis 1956 war die Bahnhofsmission dann geöffnet, bevor sie aufgrund von Spionageverdacht durch die DDR-Behörden wieder geschlossen wurde. Erst nach der Wende wurde die Bahnhofmission in Leipzig wiedergegründet.
(c) Caritasverband Leipzig e. V.
"Wir feiern heute die Kraft der Idee von der Bahnhofsmission und die Menschen, die sich nicht entmutigen ließen durch die mehrfache Schließung", sagte Propst Giele im ökumenischen Gottesdienst. "Diese Idee ist so stark, das sie nicht untergeht und sich auch nicht von geänderten Fördermittelbescheiden beeinflussen lässt", so Giele.
Mit einem ökumenischen Gottesdienst am 1. Oktober feierten Propst Gregor Giele und Superintendent Martin Henker mit mehr als 50 Gästen und aktuellen sowie ehemaligen MitarbeiterInnen in der Osthalle des Hauptbahnhofs das Jubiläum der Bahnhofsmission. Der Leiter der Bahnhofsmission, Carlo Arena, war bewegt von den Dankesreden, die im Anschluss an
Carlo Arena, Leiter der Bahnhofsmission, bedankte sich bei allen Gästen und insbesondere bei seinen MitarbeiterInnen, ohne die die Arbeit der Bahnhofsmission nicht möglich wäre. (c) Nina Draxlbauer
den Gottesdienst folgten. Bahnhofsmanager Christian Schulz bedankte sich bei den Ehrenamtlichen der Bahnhofsmission für ihren täglichen Einsatz mit einem Scheck im Wert von 500 Euro für einen neuen Boden in den Räumen der Bahnhofsmission. Auch Bundespolizeidirektor Steffen Quaas war gekommen und dankte den MitarbeiterInnen für ihr Engagement: "Sie leisten einen Dienst für diese Menschen und auch für diese Stadt und dieses Land. Das ist gelebte Nächstenliebe." Quaas betonte, dass er sich wünschen würde, dass viele Menschen dem Beispiel der Ehrenamtlichen der Bahnhofsmission folgen würden und ehrenamtlich tätig werden. Der Polizeidirektor ließ es sich nicht nehmen, seine konkrete Hilfe anzubieten - mit einem Tag Arbeitseinsatz in der Bahnhofsmission.
Sr. Ruth Lehmann arbeitete nach dem 2. Weltkrieg in der Bahnhofsmission.(c) Nina Draxlbauer
Mit Diakonissen-Schwester Ruth Lehmann hatte die Bahnhofsmission einen ganz besonderen Ehrengast zur Feier eingeladen. Schwester Ruth, die 1930 geboren wurde, hatte die Zeiten nach dem 2. Weltkrieg in der Bahnhofsmission erlebt und vor allem Flüchtlinge betreut und begleitet.
"The Black Holes unplugged" begeisterten Gäste und Passanten, die zur Feier der Bahnhofsmission gekommen waren.(c) Caritasverband Leipzig
Heike Müller, Leiterin der Bahnhofsmission Halle, überbrachte im Namen der Geschäftsführung der Konferenz für Kirchliche Bahnhofsmission Glückwünsche. Bahnhofsmissionen seien Orte der Begegngung und des zivilgesellschaftlichen Engagements, die wir dringend benötigen würden, sagte Müller.
Trotz des Kommen und Gehens von Passanten in der Osthalle verleihte der Gottesdienst dem Hauptbahnhof eine feierliche Atmosphäre. Nicht zuletzt auch durch die musikalische Gestaltung der Band "The Black Holes", die mit Gitarre, Kontrabass, Cajon und Gesang die Feier zu etwas Besonderem machten.