Deshalb fordert die Caritas, dass für diese Problematik sozialpolitische Lösungen entwickelt werden. "Die Berücksichtigung der gestiegenen Energiekosten im Regelsatz für Hartz-IV-Empfänger wäre eine dringend notwendige Maßnahme", so Diözesan-Caritasdirektorin Dr. Birgit Kugel. Die über Jahre eklatant gestiegenen Energiekosten und der Mangel an bezahlbarem und energietechnisch angemessenem Wohnraum sind weitere Ursachen für Energiearmut.
Die Allgemeine Sozialberatung der Caritasverbände im Bistum Trier berät zunehmend Menschen in Fragen von Energie- und Mietschulden. Eine Datenerhebung zeigt, dass sich 2017 die Zahl der Ratsuchenden, die Hilfe wegen Energiearmut suchten, gegenüber dem Vorjahr verdoppelt hat. Eine Studie des Deutschen Caritasverbandes und des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung vom Dezember 2017 besagt, dass 2016 rund 330 000 Haushalten in Deutschland der Strom gesperrt wurde. Betroffen sind vor allem Geringverdiener, Familien mit Kindern und Bezieher von Hartz IV/ALG II-Leistungen. Die Kosten für Strom sind in den Regelleistungen viel zu niedrig angesetzt. Selbst wenn man den persönlichen Energieverbrauch auf ein niedriges Niveau absenkt, sind die Kosten nicht bedarfsgerecht berücksichtigt.
Julia Bennwitz-Heit, die beim örtlichen Caritasverband Trier das Projekt "Stromspar-Check" betreut, weist auf die Bedeutung von präventiven Maßnahmen hin: "In aller Regel kommt eine Stromsperre nicht plötzlich auf Betroffene zu, sondern es gibt noch Möglichkeiten, hier entgegenzuwirken." Sie bestätigt die Aussage, dass vor allem Familien mit einem geringen Einkommen besonders betroffen sind. Helfen kann hier der seit Juni 2015 angebotene Stromspar-Check für das Stadtgebiet Trier. Er wird vom Caritasverband Trier e.V. in Kooperation mit der Energieagentur Region Trier GmbH und mit Unterstützung durch das Jobcenter der Stadt Trier organisiert. Seit Juni 2015 wurden im Stadtgebiet Trier knapp 500 Stromsparchecks durchgeführt. Zunächst erheben die "Stromspar-Checker" ein "Energieprofil" des Haushaltes und werten es aus. Je nach Haushaltsgröße werden kostenfreie Soforthilfen zum Energiesparen eingebaut, die sich die Betroffenen von ihrem Budget oft nicht leisten können. Allein durch den Einsatz moderner Produkte wie beispielsweise Energiesparlampen oder schaltbare Steckerleisten können die jährlichen Kosten für den Haushalt durchschnittlich um 130 Euro gesenkt werden.
Um weitere strukturelle Verbesserungen zu erzielen, wurde im Mai 2017 der "Lenkungskreis gegen Energiearmut" unter der Schirmherrschaft von Sozialdezernentin Angelika Birk gegründet. Mit Unterstützung des regionalen Energieversorgers SWT sollen Maßnahmen auf den Weg gebracht werden, die Betroffenen helfen, Schuldenfallen und Stromsperren zu vermeiden. Zukunftsorientierte und kostengünstige Lösungen bei Sanierung und Neubau, mit dem Einbau von effizienten Heizungs- und Warmwassersystemen im sozialen Wohnungsbau, und die Werbung für Beratungsangebote stehen im Mittelpunkt. Auch die Verbraucherzentralen in Rheinland-Pfalz machen präventive Angebote, sensibilisieren und unterstützen auch im Einzelfall mit dem Projekt der Energiekostenberatung.
- Stromspar-Check im Bistum Trier gibt es an den Standorten Idar-Oberstein, Bad Kreuznach, Kirn, Koblenz und Trier sowie in Neunkirchen und Saarlouis für das gesamte Saarland. www.stromspar-check.de/
- Hilfesuchende aus Trier und Umgebung erhalten Informationen beim Stromspar-Check Trier, Caritasverband Region Trier, Telefon: 0651-4627 8869.