Freiwilligendienstleistende bringen die Wallfahrtskerze zum Altar.Fotos: Andreas Schuppert
In der Basilika sind feine Schnüre gespannt. Die Freiwilligendienstleistenden der Caritas hängen Friedenstauben auf, die Pilger selbst gebastelt haben - Zeichen der Friedfertigkeit, gegen Hass und Gewalt. Etwa 420 Mitarbeitende sind am 15. Mai nach Wechselburg gekommen, um gemeinsam Gottesdienst zu feiern, sich wiederzutreffen und den Tag miteinander zu verbringen. Unter dem Motto "Frieden beginnt bei mir" stand die alle zwei Jahre stattfindende Mitarbeiterwallfahrt ganz im Zeichen des Caritas-Jahresthemas.
Der Dienst der Caritas habe mit dem zu tun, was Frieden schaffe, betonte Bischof Heinrich Timmerevers in seiner Predigt. "Andere zu trösten, ihnen Mut zusprechen und in der Not zu helfen, sind Werkzeuge des Friedens", sagte der Bischof. Auch wenn der Alltag oft von Unfrieden geprägt sei, stelle sich immer wieder die Frage, wie Menschen angesichts der Ungerechtigkeiten in der Welt versöhnt werden können. Frieden zu stiften sei letztlich eine Gabe, die Gott schenke.
Friedenbekenntnisse der Caritas-Mitarbeitenden
Im Klosterhof ist ein Stand der Caritasverbände Dresden und Leipzig aufgebaut, an dem Friedenbekenntnisse gesammelt werden. "Was bedeutet Frieden für mich?", fragt Andreas Borowicz vom Caritasverband Dresden. "In der Arbeit, in der Freizeit, in der Familie, in meinem Leben?" Die Pilger schreiben ihre Vorstellungen vom Frieden auf kleinen Zetteln. Frieden bedeutet nicht nur körperliche Unversehrtheit, schreibt jemand, sondern auch Wertschätzung. "Liebe deinen Nächsten", "Respekt" oder "Achtsamkeit" haben andere notiert. Am Ende stellten Andreas Borowicz und Lucia Henneke vom Caritasverband Leipzig einige Friedensbekenntnisse vor.
Lucia Henneke und Andreas Borowicz stellen Friedensbekenntnisse der Pilger vor.
Um Herausforderungen für Kirche und ihre Caritas angesichts gesellschaftlicher Veränderungen ging es zuvor in einer Podiumsdiskussion mit Bischof Timmerevers, Caritasdirektor Matthias Mitzscherlich und dem Chemnitzer Landtagsabgeordneten Peter Patt. Gemeint waren die zunehmenden Radikalisierungen in der Gesellschaft, die sich auch durch die christlichen Gemeinden, vielleicht durch die Mitarbeiterschaft der Caritas ziehen. Bischof Timmerevers hob dabei die jüngsten Äußerungen der deutschen Bischöfe hervor, wonach radikale Positionen mit dem christlichen Glauben unvereinbar seien. "Aber wir müssen miteinander reden und in der Demokratie lernen, Spannungen auszuhalten."
Demokratie ist anstrengend
Den notwendigen Dialog in der Gesellschaft betonte auch Caritasdirektor Matthias Mitzscherlich. "Die Menschen müssen miteinander sprechen." Diese Erfahrungen hätten Caritas-Einrichtungen auch in der Corona-Krise gemacht, als es darum ging, ob sich Mitarbeitende impfen lassen sollten oder nicht. Radikale Positionen und menschenfeindliche Äußerungen dürften bei der Caritas aber keinen Platz haben.
Im letzten gehe es auch immer um "Rechtsgüterabwägung" antwortete der Abgeordnete Peter Patt auf die Frage von Moderatorin Mechthild Gatter, ob Demokratie, Dialog und Kommunikation zu anstrengend geworden seien. Die Zusammenarbeit in einer demokratischen Gesellschaft geschehe auf vielen Ebenen, auf denen Kompromisse gefunden werden müssten. Patt: "Und die dürfen nicht nur einer Seite weh tun, sondern allen." Frieden zu finden sei auch immer ein Prozess, an dem jeder arbeiten muss, wie Caritasrektor Pfarrer Dr. Andreas Martin in der Abschlussandacht betonte. Das haben die Pilger aus Wechselburg mitgenommen.
Andreas Schuppert