„Wo die Toten wohnen“: Erkundungsgang des Vorschulclubs der Caritas Kita Elifant auf dem Connewitzer Friedhof
Auf besonders "traurig aussehende" Gräber stellten die Kinder Kerzen.
Als christliche Caritas Kindertagesstätte begehen wir mit den Kindern die Feste und Feiern im Kirchenjahr. Auch Allerheiligen und Allerseelen im November gehören dazu. Besonders an diesen beiden Tagen gehen viele Menschen auf den Friedhof, gedenken der Verstorbenen, decken die Gräber mit Grünem ein und zünden Kerzen an. Die Kerzen sind Zeichen dafür, dass wir Christen an die Auferstehung von den Toten und das ewige Leben glauben.
Anlässlich dieser christlichen Feiertage führten wir mit unseren 20 Vorschulkindern in der ersten Novemberwoche ein besonderes Projekt durch und beschäftigten uns mit der Frage: "Wo die Toten wohnen". Einige der Kinder waren mit ihren Familien bereits auf einem Friedhof gewesen und haben dort die Gräber von verstorbenen Familienmitgliedern besucht.
Wir trafen uns zunächst zu einem gemeinsamen Morgenkreis und erforschten die Frage: Was ist eigentlich ein Friedhof? Es war erstaunlich, was die 5- und 6-jährigen Jungen und Mädchen antworteten: "Ein Friedhof ist ein Ort der Stille, der Erinnerung, der Ruhe aber auch der Traurigkeit. Dort wohnen die Toten…"
Anschließend haben wir uns vielfältige Bildkarten mit Grabsteinen angeschaut. Dabei stand die Frage im Mittelpunkt: Was erzählt der Grabstein von dem dort beerdigten Menschen? So vorbereitet und sensibilisiert machten sich zwei Tage später drei Pädagoginnen mit den Vorschulkindern auf dem Weg zum Erkundungsgang auf den Connewitzer Friedhof. Unser erster Weg führte uns zur Grabstelle der Elisabeth Schwestern ("Grauen Schwestern"), welche ehemals ihren Dienst am Nächsten im St. Elisabeth Krankenhaus leisteten. Auch die letzte Ruhestätte von Prälat Stranz, welcher das St. Elisabeth Krankenhaus gründete, befindet sich dort. Gemeinsam stellten wir auf der Grabstelle Kerzen auf und sangen das Lied: "Gottes Liebe ist so wunderbar".
In Kleingruppen erkundeten wir anschließend den Friedhof und entdeckten unterschiedlichste Grabsteine. Auf "traurig aussehende Gräber" stellten wir Kerzen auf, sangen unser Lied und beteten für den dort liegenden Verstorbenen.
Es war für uns Pädagoginnen sehr bewegend und eindrücklich, wie bewusst und achtsam die Kinder den Friedhof erkundeten. Ohne jegliche Scheu betrachteten sie die Grabsteine, machten sich Gedanken zu diesen und kamen miteinander ins Philosophieren.
Zwei Tage später reflektierten wir gemeinsam mit den Kindern unseren Friedhofserkundungsgang und betrachteten die von den Kindern mit der Kamera aufgenommenen Fotos. Anschließend malte jedes Kind ein Bild über das Erlebte und Gesehene auf dem Friedhof. Diese konnten in einer kleinen Ausstellung in der Kita von allen betrachtet werden.
Die Kinder besuchten auch die Ruhestätte der Grauen Schwestern.
Für uns begleitenden Pädagoginnen war die gesamte thematische Woche mit den Vorschulkindern sehr eindrucksvoll. Als Erwachsene scheuen wir uns oft mit Kindern Tod, Beerdigung, Trauer zu thematisieren. Die Kinder hatten bezüglich der Thematik keinerlei Berührungsängste, waren geraderaus, sehr interessiert und haben uns durch diese Selbstverständlichkeit in unseren Herzen berührt. Wir sind dankbar, dass das christliche Profil der Caritas Kita Elifant uns PädagogInnen ermöglicht, mit den Kindern an solchen besonderen Themen zu arbeiten und dabei selbst beschenkt zu werden.
Patricia Hedrich, Leiterin Caritas Kita Elifant & Silvia Gonschorek, Erzieherin