Das neue Jugendhilfezentrum St. Hilarius Haus in Grünau
Das St. Hilarius Haus ist seit dem Jahr 2000 in Trägerschaft des Caritasverbandes Leipzig e. V. Bis zum Zeitpunkt des Umzugs hatten hier zwölf Mädchen und Jungen im Alter von drei bis achtzehn Jahren vorübergehend oder dauerhaft ein Zuhause, in dem sie Geborgenheit, Förderung und Zuwendung erfuhren. Die Kinder werden von Caritas Mitarbeitenden rund um die Uhr begleitet und betreut. Je nach Alter gehen die Kinder zur Schule oder in eine Kindertagesstätte. Abends wird gemeinsam gekocht und Zeit miteinander verbracht. Hier erfahren sie Unterstützung auf ihrem Weg in ein selbständiges Leben.
Das St. Hilarius Haus ist eine stationäre Jugendhilfeeinrichtung mit familientherapeutischer Ausrichtung. Das bedeutet, dass die Mitarbeitenden die Eltern in ihrer Erziehungstätigkeit unterstützen und die Beziehung zwischen Eltern und Kindern stabilisieren. In den Alltag der Kinder fließen heilpädagogische und therapeutische Angebote mit ein. Jedes Kind bekommt einen eigenen Erziehungs- und Förderplan, damit es individuell und in der Gruppe gefördert werden kann.
Neuer Standort seit Frühjahr 2023: Caritas Jugendhilfezentrum St. Hilarius in der Liliensteinstraße in Leipzig-Grünau. Mario Demmig
Lang ersehnter Umzug
Das alte Gebäude am Neptunweg, in dem das St. Hilarius Haus untergebracht war, befand sich schon seit Jahren in einem sehr schlechten baulichen Zustand, weshalbschon länger nach einer Lösung für die Zukunft des St. Hilarius Hauses gesucht worden war, entweder durch eine umfassende Umbau- und Sanierungsmaßnahme oder durch einen neuen Standort. Nach vielen Überlegungen, gemeinsam mit dem Amt für Jugend, Familie und Bildung entschied sich die Stadt Leipzig dazu, ein Gebäude in der Liliensteinstraße in Leipzig-Grünau umzubauen und für das St. Hilarius Haus zur Verfügung zu stellen.
Das Gebäude in der Liliensteinstraße war bereits bis zum Jahr 2015 Standort des Caritas Kinder-, Jugend- und Familienzentrums und wurde nach der zwischenzeitlichen Nutzung als Unterkunft für Geflüchtete in den Jahren 2021/22 umfangreich saniert.
Außenspielbereich des St. Hilarius HausesMario Demmig
Viel Unterstützung aus öffentlicher und privater Hand
Die Kosten für die Sanierung und den Umbau beliefen sich auf über 2,5 Mio. €, die die Stadt Leipzig neben Eigenmitteln mit Bundesmitteln aus dem Programm SozialeStadt finanzierte. Für die Kosten der Ausstattung von über 400.000 € musste der Caritasverband Leipzig als Mieter des Objektes selbst aufkommen. Über verschiedene Fördermittel, eine Crowdfunding-Aktion über 99funken.de der Sparkasse Leipzig und weitere private Spenden konnte ein großer Teil der Kosten gedeckt werden. Das Bonifatiuswerk der Deutschen Katholiken unterstützte das Projekt mit einer Förderung von 30.000 € und weiteren Spenden, die Caritas-Stiftung im Bistum Dresden-Meißen mit 21.000 € und die Stiftung der Stadt Leipzig gab für das neue Jugendhilfezentrum weitere 18.000 €.
Kompetenzzentrum zur familientherapeutischen Begleitung
Mit dem Umbau und dem Umzug ging auch eine Erhöhung der Kapazität und der Erweiterung der Angebote des St. Hilarius Hauses einher. Die stationäre Jugendhilfeeinrichtung wurde auf insgesamt 25 Plätze in drei Wohngruppen und einen Verselbständigungsbereich erweitert - darunter die Therapeutische Übergangshilfe für kleine Kinder im Alter von einem bis sechs Jahren, die eine zeitlich befristete stationäre Betreuung, intensive Elternarbeit und eine Perspektivklärung ermöglichen soll.
Schließlich entstand ein weiterer Standort von Agnes Ambulant, einem tagesgruppenähnlichen
Angebot mit sechs Plätzen zur intensiven sozialpädagogischen Familienarbeit vor Ort.
Vor diesem Hintergrund wurde das St. Hilarius Haus aus dem Kinder- und Jugenddorf Markkleeberg herausgelöst und steht nun als eigenständige Einrichtung des Caritasverbandes Leipzig unter der Leitung von Simon Jahn, selbst langjähriger Mitarbeiter im St. Hilarius Haus.
Zielgruppe
Die Kinder des St. Hilarius Haus gestalten mit Leiter Simon Jahn einen Weihnachtsbaum mit Fingermalfarbe.Luiza Quintanilha
- Kinder zwischen einem und achtzehn Jahren (Aufnahme bis ca. 14 Jahre)
- bei denen eine ihrem Wohl entsprechende Erziehung in der Familie (vorübergehend) nicht mehr gewährleistet scheint,
- die in ihrer Entwicklung beeinträchtigt sind,
- die von seelischer Behinderung bedroht sind,
- die Auffälligkeiten / Störungen im emotionalen, kognitiven, psychomotorischen Bereich bzw. im Leistungs- und Sozialverhalten zeigen.
Im sozialen Brennpunkt
Die Großwohnsiedlung Grünau zählte neben Berlin-Marzahn und Halle-Neustadt zu den größten Plattenbausiedlungen der DDR und ist bis heute die größte Plattenbausiedlung Sachsens. Trotz einer guten Infrastruktur schrumpfte die Bevölkerung Grünaus nach 1990 rapide. Der Stadtteil verlor bis 2010 mehr als die Hälfte seiner Einwohner, tausende Wohnungen wurden abgerissen. Vor einigen Jahren vollzog sich eine Trendwende. Spätestens mit der Unterbringung vieler Geflüchteter aus der Ukraine seit dem Frühjahr 2022, gibt es im Stadtteil kaum noch Leerstand. Gleichzeitig zeichnet sich durch zunehmende Überalterung und Ansiedlung einkommensschwacher Haushalte ein negativer Trend in der Alters- und Sozialstruktur dieses Wohngebietes ab.