Hospiz macht Schule
Im Bildungszentrum Püchau e. V. wurde es still - aber nicht traurig. Hier fand in der letzten Oktoberwoche 2025 ein ganz besonderes Projekt statt: "Hospiz macht Schule".
Fünf Ehrenamtliche des Hospizdienstes des Caritasverbandes Leipzig, die dafür eine spezielle Ausbildung absolviert haben, näherten sich gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern der vierten Klasse den Themen Sterben, Tod und Trauer an.
Kinder stellen große Fragen
Zwei Tage lang durften die Kinder der vierten Klasse fragen, erzählen, staunen und fühlen. Und sie hatten viele Fragen - insgesamt 363! Manche waren lustig, manche tiefgründig, andere überraschend ehrlich: "Ist das eklig?" fragten sie zum Beispiel oder "Geht ihr mit Sterbenden auch ins Restaurant?", "Was ist das Schönste an eurer Arbeit?" und "Macht euch die Begleitung Spaß?".
Die Ehrenamtlichen hörten zu, antworteten offen und gaben auch zu, wenn sie keine Antwort hatten. Besonders bei der Frage, was nach dem Tod kommt. Denn darauf gibt es keine eindeutige Antwort. Und genau das durften die Kinder erfahren: Dass es okay ist, nicht alles zu wissen, aber dass man trotzdem darüber sprechen darf. Die Kinder hatten dazu ihre ganz eigenen, wunderbaren Vorstellungen: Wiedergeburt als Tier oder Mensch, ein Wolkenreich mit Cafeteria, eine Traumwelt, in der wir weiterleben, eine Totenwelt mit Saftladen oder die Toten gehen zu Gott.
Mit einer dicken schwarzen Regenwolke als Metapher näherten sich die Kinder dem Thema. Sie lernten, dass schwere Zeiten Regen bringen, aber dass es ohne Regen keinen Regenbogen gäbe. In kleinen Gruppen sprachen sie über eigene Erlebnisse mit Krankheit, Verlust und Trauer. Sie erfuhren, dass es Krankheiten gibt, von denen man sich nicht wieder erholt und dass Veränderungen zum Leben dazugehören.
Gemeinsam wurde auch gesungen, getanzt, gemalt und erzählt. Die Kinder gestalteten Collagen, spürten, wie es ist, getröstet zu werden und wie man selbst Trost schenken kann. Es war ein Raum voller Vertrauen, Offenheit und Mitgefühl.
Recht auf ehrliche Gespräche über das Leben und den Tod
Frau Thiele, eine Ehrenamtliche des Hospizdienstes, sagte zu diesem Projekt: "Wir haben in diesen zwei Tagen nicht nur viel mit den Kindern geteilt, wir haben auch unglaublich viel von ihnen gelernt. Dieses Projekt hat uns gezeigt: Kinder haben ein Recht auf ehrliche Gespräche über das Leben und den Tod. Sie dürfen nicht ausgeschlossen werden, sondern gehören in unseren Kreis des Lebens, kindgerecht, einfühlsam und auf Augenhöhe."
Das Ziel des Projekts ist es, Kindern zu zeigen, man darf über den Tod sprechen. Dabei kann man sogar lachen, staunen und wachsen. Die Schülerinnen und Schüler lernten durch kreative Methoden, wie man mit schwierigen Gefühlen umgehen kann und dass auch in dunklen Wolken manchmal ein Lichtstrahl steckt.
Ohne Ehrenamt geht es nicht
Ein großes Dankeschön an die Ehrenamtlichen, die mit so viel Herz und Wärme dieses Projekt möglich gemacht haben. Und an die Kinder, die gezeigt haben, wie mutig und neugierig sie sind, wenn man ihnen einfach zuhört.